Es war mitten in der Nacht.
Mein Baby schrie und schrie.
Ich stillte sie, schaukelte sie, trug sie, massierte ihr Bäuchlein, nichts half.
Vielleicht stört es sie, dass die Windel voll ist? Das wäre ungewöhnlich für sie, aber ich wusste nicht weiter. Also öffnete ich den Schlafsack und wollte ihr gerade die Windel ausziehen, als ich ihren kleinen Zeh sah:
Dick, geschwollen, blaurot und irgendwas schwarzes hat den Zeh eingeschnürt! Das schwarze irgendwas war so festgezurrt, dass ich nicht darunter kam, um es anzuheben, ich konnte die Abschnürung nicht lösen, weder mit einer Schere, noch mit einer Pinzette. Ich wurde jetzt nervös:
Was ist das?
Kann der Zeh absterben?
Ich holte ein Skalpell und weckte meinen Mann, der mir half. Während er meine hysterisch schreiende Tochter hielt, schnitt ich das schwarze etwas ein, es war so fest geschnürt, dass ich auch die Haut meiner Tochter dabei verletzte – aber ich hatte das Gefühl, dass es keine andere Möglichkeit gibt und ich schnell handeln muss ( unter die Einschnürung kam ich auch mit dem Skalpell nicht).
Was den Zeh meiner Tochter stranguliert hat?
Mein Haar! Es hatte sich um ihren Zeh gewickelt, so fest, dass er allein davon einen ordentlichen „Schnitt“ hatte.
Ich recherchierte im Netz, so war ich beim zweiten Mal (mein drittes Kind, gleicher Vorfall) besser informiert:
Das Tourniquet-Syndrom (auch Stauschlauchsyndrom) ist ein echter Notfall!
Haar- oder Schnurreste (zB. Im Schlafsack oder Socken) wickeln sich um einen oder mehrere Zehen und zwar so eng, dass diese stranguliert werden können. Das nachfolgende Gewebe wird dabei nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und es kann zum Absterben der Zehen und damit notwendiger Amputation kommen! Das abgestorbene Gewebe kann außerdem über die Blutbahn weitere Komplikationen an anderen Stellen im Körper hervorrufen. Es ist also wirklich kein Scherz!
Häufig sind Säuglinge im Alter von 2-4 Monaten betroffen, oft liegt es am vermehrten Haarausfall der Mama. Aber theoretisch kann jedes Kind betroffen sein (nicht nur durch Haare). Außerdem (seltener) können auch andere Körperteile, wie z.B. Genitalien, betroffen sein!
Das Stauschlauchsyndrom, Tourniquet-Syndrom, ist wirklich gefährlich.
Babies und ihre Kleidung sollten daher regelmäßig auf lose Haare oder Schnüre untersucht werden! Es ist schwieriger als man sich vorstellt, das Haar, das sich fest umgewickelt hat, wieder abzukriegen!!
Erfahrung selbst damit habe ich nicht, aber ich habe davon gehört, dass Enthaarungscreme hier gut hilft, es lohnt sich also, eine Tube daheim zu haben :-). Wenn du es nicht brauchst, hilft es dir vielleicht, dich auf einen romantischen Abend vorzubereiten :-))
Bitte verteilt diese Info.
Eltern (wie ich) wissen nichts darüber, selbst im Studium haben wir nie etwas davon gehört.
Eure Dr. Mami