Hallo liebe Mami!
Mein Kind weiß, dass es weder Christkind noch Nikolaus gibt und wir finden Weihnachten trotzdem schön!“ sagt sie, während wir gemeinsam auf der Landstraße Richtung München fahren.
„Meine Eltern haben mich jahrelang angelogen und als ich herausgefunden habe, dass sie die Geschenke unter den Baum gelegt haben, hat mein Vertrauen sehr gelitten, ich möchte meine Tochter vor solchen Enttäuschungen schützen!“.
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Ich habe tagelang darüber nachgedacht. Ich fragte mich, ob ich Weihnachten genau so geliebt hätte, hätte ich gewusst, dass das Christkind nur ein Fantasiewesen ist. Zumindest hätte ich die Atmosphäre auch ohne Fantasiefigur genießen können.
Außerdem hätte ich es ja dann gar nicht anders gekannt. Traditionen? Wir hätten andere finden können, es muss nicht der sauber geputzte Schuh vor der Haustür sein.
Ich entschloss mich dazu, meinen Kindern die Wahrheit zu sagen. Niemals wollte ich unsere Beziehung durch eine Lüge in Gefahr bringen!
Dann regte sich aber ein warmes Gefühl in mir, das mich nach ein paar angefangen Worten doch daran hinderte, weiter zu sprechen.
Warum ist Weihnachten heute noch so magisch für mich- wo ich doch schon längst desillusioniert bin?
Ganz klar: die Freude in den Augen meiner Kinder, die Magie in ihren Herzen erinnert mich an meine weihnachtlichen Gefühle von damals. Ich erinnere mich an diese Gefühle, den Glauben, die Aufregung, die Spannung, weil ICH es selbst erlebt habe, kann ich fühlen, was jetzt in ihnen vorgeht.
Die Welt der Fantasie, ob Christkind, Osterhase oder Nikolaus… eröffnete damals MIR und jetzt meinen KINDERN eine tiefe Verbundenheit… mit etwas, das sie nie gesehen haben. Einen tiefen Glauben an etwas, das sie nicht beweisen konnten. An jemand (zB.Weihnachtsmann), der es gut mit ihnen meint, jemand, der immer wieder zu ihnen kommt, egal was sie getan oder gesagt haben- einfach, weil sie Kinder sind, kleine liebenswerte Menschlein. Jeder diese Feste ist wie eine Feier ihrer Existenz.
Meine Kinder fühlen sich geliebt von Wesen, die es vielleicht nicht geben mag, aber diese Liebe, dieses Gefühl, dieses Vertrauen, dieser Glauben, ist tief verankert in ihren Zellen.
Diese Jahreszeit und ihre Magie hat einen Einfluss auf zellulärer Ebene. Ich bin fest davon überzeugt, dass nicht nur Co-Regulation und feinfühlige Bindung sichere Pfade im Gehirn (Nervenzellen, die eine sichere Bindung haben :)) entstehen lassen, sondern auch diese Gefühle, diese Magie und dieser Glauben.
Ich WEISS , dass ein gut-einschlaf-coreguliertes Kind später besser schlafen kann.
Ich bin SICHER, dass der Glauben an fantasiewesen auch so eine Wirkung haben kann: ein Vertrauen, eine Leichtigkeit, ein Zauber, eine Verbundenheit, die auch später (wahrscheinlich in einem anderen Kontext :-)), wieder abgerufen werden können.
(Manchmal reicht auch nur der Geruch von Oma‘s Kinderpunsch um all die neuronalen Vernetzungen (Erinnerungen, Gefühle, Hormone…) auch 40 Jahre später wieder zu aktivieren. )
Für mich ist dieser dieser Weihnachtsglaube eine Ressource. Ein Erleben von etwas, auf das später aufgebaut werden kann. Mit dieser Fantasiereisen durch Weihnachten lernen meine Kinder tiefgreifende Gefühle in sich kennen und erleben einen Teil von sich, der ihnen sonst vielleicht verschlossen geblieben wäre.
Ich glaube fest daran, dass der Mensch ein spirituelles Wesen ist. Er braucht einen glauben in irgendetwas, für seine innere Verbundenheit. Es muss nicht Gott sein. Es muss nicht das Christkind sein. Es geht um das Urvertrauen. Der Glaube daran, dass alles gut wird, das das Leben es gut mit einem meint. Der Glaube an das, was man nicht sieht, an das, was man nicht beweisen kann, daran, dass man geliebt wird, diese Freude über Fabelwesen ist EINE mögliche Quelle für Selbstliebe!
Jede Familie hat ihren eigenen Weg zu dieser Ressource, für uns ist die Welt der Fantasie eine magische Quelle für innere Verbundenheit.
Vielleicht ist unser Christkind eine Lüge. Die Magie, die dadurch entsteht, ist echt und bleibt ihnen ein Leben lang erhalten. Wie einen Schatz, verborgen in ihrem Herzen, jederzeit abrufbar.