Juni 23, 2019

10 Dinge, die jeder, der eine Tochter hat, wissen sollte!

Liebe Eltern!

Man könnte zu jedem dieser Punkte Seiten füllen, die viele gar nicht lesen werden. Mein Anliegen ist es jedoch, euch zum Nachdenken anzuregen. Ich hoffe das gelingt mir hiermit! Wenn ihr zu irgendeinem Thema mehr wissen wollt, sagt mir bitte Bescheid!

Themen-Übersicht:

  1. Was ist das da ‚unten‘ eigentlich alles?
  2. Hygiene beim Mädchen, bitte macht es richtig, denn es ist wichtig!
  3. Wie ein kleines Mädchen beim Pieseln richtig auf der Toilette sitzt.
  4. Warum Jungs sich für ihren meist Penis weniger schämen als Mädchen für ihre…..?
  5. Es juckt und brennt, was kann das sein? Wenn Papas zu Unrecht als sexuelle Täter beschuldigt werden!
  6. Das Jungfernhäutchen, ein wahres Chamäleon?
  7. Der Papa, als Maßstab für die zukünftigen Beziehungen der Tochter!
  8. Warum man Tampons nicht im Körper vergessen sollte!
  9. Warum fehlende Aufklärung unfruchtbar machen kann.
  10. Wie wir Eltern früh Großeltern werden! (Oder: Aufklärung, warum wir als Eltern über unseren eigenen Schatten springen müssen!)

 

1. Was ist das da ‚unten‘ eigentlich alles?

Wie auch immer ihr es nennt… nennt es bei seinem richtigen Namen!

In einem Kurs zur Prävention sexuellen Missbrauchs, wurde uns Eltern in der Schule erklärt, dass es wichtig ist, die Geschlechtsorgane beim richtigen Namen zu nennen. Fantasiereiche Umschreibungen fördern die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder sexuell missbraucht werden.

Außerdem sollten Dinge, die zum Körper gehören, aus Schamgefühl nicht umschrieben werden: es fördert das Schamgefühl beim Kind und vermittelt dem Mädchen, dass das ‚da unten‘ irgendetwas Merkwürdiges ist.

Es ist auch wichtig, dass ihr euren Töchtern erklärt, was die einzelnen Strukturen im Genitalbereich sind. Ein Mensch muss schließlich auch wissen, wie die einzelnen Teile des Gesichtes heißen.

Aus meiner Erfahrung wissen viele Eltern (auch Mütter!) nicht, was da unten eigentlich was ist. Wisst ihr, dass es drei Aus- bzw. Eingänge gibt?

Am besten lasst ihr euch das einmal von eurem Kinderarzt erklären.

2. Hygiene beim Mädchen, bitte macht es richtig, denn es ist wichtig!

Hygiene ist wichtig, da der Genitalbereich des Mädchens eine Atmosphäre (dunkel, feucht, warm) beinhaltet, die den Wachstum von Keimen begünstigt. Diese können nicht nur eine Infektion der Scheide hervorrufen, sondern auch zu Blasen- oder Nierenbeckenentzündungen führen.

Sauberkeitsverhalten ist ein Lernprozess. Das Ergebnis ist abhängig von eurem elterlichen Vorbild und von eurer Vermittlung eindeutiger Verhaltensregeln sowie Anleitungen. Eure Tochter soll frühzeitig lernen, dass die inneren und äußeren Genitalorgane so wichtig und schützenswert wie die übrigen Organe sind!

3. Wie ein kleines Mädchen beim Pieseln richtig auf der Toilette sitzt.

Wir kennen das Bild:

Das Mädchen sitzt auf dem Klo von Mama und Papa. Es braucht keine Vorrichtung für Kinder, es ist ja schon groß. Dabei sinkt der Kinderpopo in die Kloschüssel, hält sich am Klobrillenrand fest und kneift die Knie zusammen. Dabei passiert folgendes:

  • Urin benetzt eine große Fläche und läuft zurück in die Scheide
  • Beim Aufstehen kommt es zum Austritt von Urintropfen vor die Vulva und in den Slip, was das Milieu reizt.

Lösung:

  • Eure Tochter sollte beim Pieseln so auf der Toilette sitzen, dass der Urin auf dem kürzesten Weg in die Toilette gelangt
  • Dazu braucht es ein für seinen Po passenden Toiletteneinsatz oder, solange die Füße beim Sitzen die Erde noch nicht berühren, eine Fußbank, um etwas nach vorn gebeugt mit gespreizten Oberschenkeln bequem sitzen zu können.
  • Alternativ könnte man die Pippi-Langstrumpf Sitzhaltung einnehmen und verkehrt herum mit dem blick zur Wand sitzen

4. Warum Jungs sich für ihren meist Penis weniger schämen als Mädchen.

Es scheint mir so, als hätten Jungs weniger Probleme über ihre Hoden und den Penis zu sprechen. Oft schämen sie sich auch weniger als die Mädchen, wenn sie nackt sind. Vermutlich liegt es daran, dass Eltern, was das männliche Genital angeht oft informierter und weniger schambehaftet sind als bei dem weiblichen Genital. Das dunkle Geheimnis wird bewahrt und umgangen. Außerdem ist der Penis des Jungens leichter sichtbar, Jungs, die sich umziehen in Gegenwart anderer Jungs finden den Anblick anderer Penisse normal, sie können von Anfang an Vergleichen und wissen, dass bei ihnen selbst auch alles normal ist. Bei Mädchen ist das anders. Alles ist versteckt, Vergleiche finden in der Regel nicht statt, sodass Mädchen sich der Vielfältigkeit des weiblichen Geschlechtes gar nicht bewusst sind und somit lange damit hadern, ob bei ihnen alles normal ist.

5. Es juckt und brennt, was kann das sein? Wenn Papas zu Unrecht als sexuelle Täter beschuldigt werden!

Babys erleiden aufgrund der Windel oft einen wunden Po oder Scheidenbereich. (siehe “Hilfe, der Po ist wund”)

Sobald die Kinder größer werden, nehmen diese Beschwerden ab und neue kommen hinzu. Das hat verschiedene Gründe

  1. abnehmende Hygiene durch die Eltern und inkorrekte Eigenhygiene durch das Kind
  2. Kindergartenkinder gehen im Kindergarten auf das Klo. Sie machen sich dort nicht richtig sauber, da sie gerne spielen wollen. Manchmal sind auch die Toiletten nicht sauber.
  3. Hormonsituation beim Mädchen (der Östrogenspiegel schwankt!)
  4. Falsche Haltung der Mädchen beim Pieseln (siehe Punkt 6)

Insgesamt ist es bei kleinen Mädchen, die ‚aua‘ sagen, schwierig zu sagen, wo es weh tut und wie es sich genau anfühlt. Es können verschiedenste Veränderungen zu sehen sein, es kann brennen (z.B. Scheideninfektion oder Harnwegsinfektion) oder jucken (z.B. Lichen sclerosus oder Pilzinfektion). Es ist gut, wenn man den Kinderarzt aufsucht. Wenn es juckt und brennt, wird manchmal vorschnell ein Antibiotikum aufgeschrieben. Es ist wichtig zu wissen, was das Kind hat, wie alt es ist, damit man es richtig behandeln kann. Tip: Es lohnt sich Urinstreifen zum Ausschluss eines Harnwegsinfektes daheim zu haben! Wenn das Kind allerdings eine Scheideninfektion hat, dann können die Urinstreifen auch auffällig sein!

Der Lichen Sclerosus:

Dieser Punkt ist mir besonders wichtig. Ich habe es in drei Jahren schon zweimal erlebt, das Familien zerbrochen sind, weil die Symptome des Kindes falsch interpretiert wurden und der Vater fälschlicherweise des sexuellen Missbrauches beschuldigt wurde. Diese Krankheit ist nicht häufig und vielen nicht bekannt. Aber ihr solltet dennoch schonmal davon gehört haben. Der Lichen Sclerosis.

Es handelt sich hier um eine (nicht ganz seltene!) autoimmune Erkrankung, bei der es zu einer Veränderung der Haut im Bereich der Scheide kommt. Dabei….

  • Jucken, brennen, Wundgefühl, Trockenheitsgefühl, Schmerzen bei Mitkion und Defäkation und GV
  • Leider oft lange Leidensgeschichte, nicht im Wickelalter, meist weißlich Verfärbung an Klitoris beginnend, Zerstörung der Vulvaarchitektur, mit Eingehen, Hellfärbung und Blutung

6. Das Jungfernhäutchen, was hat es damit auf sich?

Viele Eltern denken, dass das Jungfernhäutchen (Hymen) ein dünnes Häutchen ist , das den Scheideneingang komplett verschließt und durch das erste mal (oder Sport, Reiten, turnen) aufgebrochen wird.

NEIN: Das Jungfernhäutchen ist wie ein Chamäleon. Je nach Alter und Hormonstatus des Kindes verändert es sich.

  1. Je höher der Östrogeneinfluss (v.a. bei Babys und in der Pubertät) desto dicker und wulstiger ist das Jungfernhäutchen. Dies bietet einen gewissen Schutz vor einem Aufstieg von Keimen ins Körperinnere, daher kommen gewisse Erkrankungen vor Allem in der sogenannten hormonellen Ruhephase vor, hier ist das Östrogen niedrig (2- (8) 10 Jahre).
  2. Es gibt verschiedene Formen des Hymens. Man sollte wissen, welches bei der eigenen Tochter vorliegt, dann ist man auf mögliche Beschwerden vorbereitet (Mädchen bekommt das Tampon rein aber nicht mehr raus, Mädchen bekommt das Tampon weder rein noch raus, Zyklusabhängige Beschwerden mit starken Bauchschmerzen, Mädchen hat starke Schmerzen beim Sex, Sex nicht möglich da Freund den ‚Eingang‘ nicht findet).
  3. Das Hymen kann nicht einreißen beim Turnen oder Reiten!

7. Der Papa, als Maßstab für die zukünftigen Beziehungen der Tochter!

Ich möchte hier nur ein kurzes Stichwort nennen, um den Papas, die alle ihre Töchter lieben und schon vor dem Moment Angst haben, wo ihre Prinzessin das erste mal einen Freund nach Hause bringt:

Seid euch darüber bewusst, dass ihr DAS Vorbild für den zukünftigen Ehemann eurer Tochter seid. Das was ihr eurer Familie schenkt ist das, was eure Tochter auch von ihrem zukünftigen Ehemann erwartet. Wer weiß, wie gut ein Mann sein kann, hat es leichter einen guten Mann zu finden. Es ist schön, wenn ihr im Haushalt helft, wenn ihr den Tisch mitdeckt, wenn ihre respektvoll und liebevoll mit euren Frauen sprecht, wenn ihr euch nicht über die Figur eurer Tochter lustig macht etc.

8. Warum man Tampons nicht im Körper vergessen sollte!

Das passiert öfter als ihr denkt! Es ist wichtig, den Mädels, die Tampons benutzen, darüber aufzuklären, dass Tampons, die im Inneren verbleiten schwerste Erkrankungen auslösen können an denen man im schlimmsten Fall auch versterben kann. Ich spreche hier vom Toxic Shock Syndrom.

Das toxische Schocksyndrom (TSS, umgangssprachlich gelegentlich auch als „Tamponkrankheit“ bezeichnet) ist ein schweres Kreislauf- und Organversagen, das mit etwa einem Fall pro 200.000 Einwohner und Jahr[1]sehr selten auftritt, hervorgerufen durch Bakterientoxine.

9. Verpasste Vorsorgen: Warum fehlende Aufklärung unfruchtbar machen kann.

Eltern haben drei Möglichkeiten der Vorsorge bei ihren Töchtern

  • Impfung HPV (möglicher Auslöser für Gebärmutterhalskrebs)
  • Aufklärung (s. Punkt 11) zu Geschlechtskrankheiten, einschließlich Chlamydien
    • Ab 9 Jahren können Mädchen, die noch keinen Sexualkontakt hatten, vorbeugend gegen HPV geimpft werden, so kann Gebärmutterhalskrebs verhindert werden. HPV ist weltweit das häufigste, durch Geschlechtsverkehr übertragene Virus!
    • 90% der Infektionen mit Chlamydien verlaufen ohne Symptome! 12% aller Paare sind ungewollt kinderlos. Die Hälfte der Ursachen liegt inetwa bei der Frau. Oft (!) ist Ursache für Unfruchtbarkeit bei der Frau eine vorangegangene Chlamydieninfektion, die zu einer Eileiterschädigung geführt hat!

10. Wie wir Eltern früh Großeltern werden! (Oder: Aufklärung, warum wir als Eltern über unseren eigenen Schatten springen müssen!)

Die häufigsten Gründe für Nicht-Verhüten sind

  • Fehlende Aufklärung: das Pärchen will ‚aufpassen‘
  • Erster Geschlechtsverkehr sehr spontan
  • KO-Tropfen
  • Behinderung (!).

 

Bitte klärt auf! Offener Umgang mit Themen, die UNVERMEIDLICH sind, führt zu einem besseren sexuellen (Selbst)bewusstsein eurer Tochter, mehr Selbstbestimmtheit!

Ich weiß, dass es manchmal peinlich oder unangenehm wird. Meine Mutter hat mir damals ein Buch mit 13 geschenkt, voll mit -für mich- abstoßenden Bildern. Ich war allerdings schon aufgeklärt durch… ja…die Bravo und meine Gespräche mit Freundinnen. Ich möchte, dass meine Tochter alles mit uns besprechen kann und wenn es für mich mal unangenehm wird, dann hilft es mir, mich daran zu erinnern: Wenn Mimi mich fragt, wie man einen Penis in die Scheide reinbekommt, dann ist das für sie genau so harmlos, wie wenn sie mich fragt, warum die Sonne abends nicht scheint.

Unbezahlte Werbung wegen Nennung:

Wärmstens empfehlen kann ich das ‚Kinderbuch‘ ‚Klär mich auf‘ von Anke Kuhl und Katharina von der Gathen. Darin sind 101 echte Kinderfragen (abfotografierte Fragen Karten in Originalschrift) gestellt worden, die kindgerecht beantwortet werden. Meine Tochter (7) liest das manchmal als Nachtlektüre, weil sie die Bilder, die dort teilweise dazu gemalt worden sind, zu lustig findet. Ab welchem Alter ihr es richtig findet eure Töchter so aufzuklären dürft natürlich ihr selbst entscheiden. Ich möchte nur betonen, dass viele Mädchen schon sehr früh, auch heimlich, sexuell aktiv werden! Es ist überaus wichtig, dass Du Dein Kind frühzeitig aufklärst und eine offene und wertschätzende Atmosphäre dabei erschaffst!

Eure Dr. Mami

In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten.

Mark Twain

Viel Spass beim Lesen!
Ich freue mich über einen KOmmentar von dir.

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  1. Juliane W. sagt:

    Danke für deinen Artikel 😉 Nein erstes Buch zum Thema Aufklärung war von Janosch “Mutter sag wer macht die Kinder” 🙂

    Liebe Grüße

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In tiefer Liebe, Désirée

Hi, ich bin Désirée!

Ich Habe 250 Tage im Bett gelegen, um sicherzustellen, dass meine Tochter lebend auf die Welt kommt.

Dieser Brief wird dich jede Woche mit kleinen Impulsen daran erinnern, was für dich und dein Kind wirklich wichtig ist!

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